In Deutschland mehren sich die Klagen über eine zunehmende „Ökonomisierung“ der Medizin. In der Kritik stehen unter anderem wachsende Fallzahlen von Behandlungen, für die es keine medizinische Erklärung gibt, die jedoch der Tatsache zugeschrieben werden, dass die Krankenhäuser unter massivem finanziellen Druck stehen. Am Beispiel der stationären Krankenhausversorgung wird der Vortrag die gegenwärtige Situation beschreiben, mögliche Fehlentwicklungen untersuchen und das Verhältnis von Medizin und Ökonomie erörtern.
Urban Wiesing nimmt dabei die theoretisch-ethische Perspektive ein, Steffen Fleßa die des Ökonomen, der seine Sicht auch anhand von praktischen Beispielen aus Vorpommern untermauert. Der Vortrag will betonen, dass eine wirtschaftliche und effiziente Gestaltung des Gesundheitssystems ethisch geboten ist, solange die Ökonomie den Zielen der Medizin dient. Er verweist zudem auf die unvermeidlichen Spannungen, die sich zwischen theoretischen Überlegungen zur Ausrichtung des Gesundheitswesens und praktischer Umsetzung ergeben.
Steffen Fleßa ist Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitsmanagement an der Universität Greifswald. Zuvor war er am Masoka Management Training Institute in Tansania, an der Universität Erlangen-Nürnberg, an der Ev. Fachhochschule Nürnberg und an der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg tätig. Steffen Fleßa war Studiendekan und Prodekan seiner Fakultät; derzeit ist er Prorektor für Studium und Lehre der Universität Greifswald. Urban Wiesing ist Direktor des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin der Universität Tübingen. Er studierte Medizin, Philosophie, Soziologie und Geschichte der Medizin in Münster und Berlin. Seit 1998 hat er den Lehrstuhl für Ethik in der Medizin ander Universität Tübingen inne.
Moderation: Professor Dr. Dr. Sabine Salloch