Nach und vor dem Vergessen. Geteiltes Erbe im Comic

Fokus: GESELLSCHAFT

In der memorialen Kultur Europas ist einerseits eine staatlich gesteuerte Geschichtspolitik, andererseits eine familiäre Gedächtnisstrategie zu verzeichnen, die Lücken wie Schlaglichter aufweisen. Korrekturen derart tradierter (Familien-)Geschichte(n) zeugen von einer Brisanz, bei der sich bislang Verschwiegenes mit allzu oft Erzähltem überlagert. So sind im polnischen Geschichtsbewusstsein Kriegsnarrative kommunikativ tief verankert, was für die deutschen Nachgenerationen weniger oder anders gilt. 
Hiermit operierende Comics entwickeln in ihrer multiperspektivischen und vielstimmigen Narration ge- und erfundener Lücken eine spezifische Dynamik, die ein facettenreich geteiltes Erbe nach und vor dem Vergessen bewahrt.

Gudrun Heidemann ist Professorin für Literaturwissenschaft (Germanistik) an der Universität Łódź. Zuvor forschte und lehrte sie an den Universitäten Bielefeld, Bochum, Tübingen, Konstanz, Wrocław und Bamberg. Sie war Stipendiatin des Landes NRW, des DAAD, der DFG, im Sommersemester 2024 Bamberger Diversity-Gastprofessorin und wurde 2019 ins Kuratorium des Breslauer Willy-Brandt-Zentrums gewählt, 2016 zur Redaktionsleiterin von Convivium. Germanistisches Jahrbuch Polen. Ihre Monographie über russische Exilprosa im Berlin der 1920er Jahre wurde 2004 mit einem Dissertationspreis ausgezeichnet, ihre Studie Sehsüchte. Fotografische Rekurse in Literatur und Film erschien 2017. Zu ihren aktuellen Projekten gehören: Trans-Poetiken, Kulturelle Interferenzräume des östlichen Europa, Literarische Verhandlung von rechter Gewalt. Im akademischen Jahr 2024/25 ist Gudrun Heidemann Senior Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald.

Moderation: Professor Dr. Roman Dubasevych


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