Dass das Denken in Dichotomien und Antagonismen in der natürlichen Weltordnung feststünde, ist zu bezweifeln. Res extensa und res cogitans, Leib und Geist, Natur und Kultur: Könnte es nicht sein, dass diese Dualismen, in die wir uns hineingesteigert haben, auf die Verabsolutierung von analytischen Unterscheidungen zurückgehen, deren situative Plausibilität nicht mit einem metaphysischen Geltungsanspruch verwechselt werden darf?
Im Rekurs auf Immanuel Kants teleologische Naturkonzeption entwirft der Vortrag eine spekulative Alternative und erörtert ihre Konsequenzen: Der Mensch ist Teil der Natur – und so auch die Kultur, die er hervorbringt.
Birgit Recki ist seit 1997 Professorin für Philosophie an der Universität Hamburg, seit 2020 ist sie auf einer Seniorprofessur. Ihre Forschungsschwerpunkte sind systematisch in der Ethik, Ästhetik, Kulturphilosophie/Anthropologie, historisch im 18. Jahrhundert (Kant, Aufklärung) und in der Moderne (Neukantianismus, Kritische Theorie der Gesellschaft). Birgit Recki ist Herausgeberin der Ges. Werke Ernst Cassirers in 25 Bänden (1997-2007). Zu ihren Monographien zählen u.a. Ästhetik der Sitten. Die Affinität von ästhetischem Gefühl und praktischer Vernunft bei Kant (2001), Kultur als Praxis. Über Ernst Cassirer (2004), Freiheit (2009), Cassirer (2013) und Natur und Technik. Eine Komplikation (2021). Birgit Recki ist Alfried Krupp Senior Fellow des Jahrgangs 2011/12.
Moderation: Professorin Dr. Annika Schlitte