Das Maskottchen der Obsoleszenz ist die gute alte Glühbirne: gemacht, um in absehbarer Zeit kaputtzugehen und uns zu nötigen, Ersatz zu kaufen. Geplante Obsoleszenz oder gewollter Verschleiß ist vielen als ein ganz gewöhnliches Phänomen der Konsumgesellschaft bekannt und als solches steht es schon seit den 1970er Jahren im Zentrum von ökonomischen und ökologischen Debatten. Gleichfalls hat die Technik- und Mediengeschichte die Obsoleszenz für sich als Thema entdeckt, eignet es sich doch hervorragend, um historische Umbrüche in der Erforschung von Kulturtechniken dingfest zu machen. Dieser Vortrag widmet sich nun der Frage, wie man Konzepte des Veraltens, Verschleißens oder Überflüssigwerdens auf Objekte und Phänomene übertragen kann, die immateriell vorliegen. Wie veralten beispielsweise literarische Kanones, warum und wie werden (Denk-)Stile dem Vergessen preisgegeben? Und sind diese Verschleißerscheinungen vielleicht auch im Bereich der Ästhetik eine notwendige Folge dessen, dass immer wieder Raum für Neues entstehen muss? Ausgehend von der Vermutung, dass die Frage „Ist das Kunst oder kann das weg?“ falsch gestellt ist (und eventuell zur Aussage: „Das ist Kunst und kann weg“ umformuliert werden müsste), geht es an diesem Abend um Wertzuschreibungen und Zukunftsperspektiven, die sich mit dem Konzept der Obsoleszenz verbinden.
Hanna Engelmeier studierte Kulturwissenschaft und Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin, wo sie 2014 mit einer Arbeit über die deutsche Anthropologie zur Zeit der frühen Darwin-Rezeption promoviert wurde. Nach Stationen an den Universitäten Weimar, Bochum und Frankfurt arbeitet sie seit 2018 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen. Neben ihrer Forschung im Bereich der Gegenwartsliteratur, Anthropologie und Wissensgeschichte schreibt sie Rezensionen und literarische Essays, unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, die Tageszeitung oder Merkur. Im Dezember 2021 erhielt sie den Ernst-Bloch-Förderpreis. Im Wintersemester 2021/22 ist Hanna Engelmeier Junior Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg.
Moderation: Professor Dr. Eckhard Schumacher
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Zugang zum virtuellen Hörsaal des Kollegs
Organisatorische Hinweise zur Digital Lecture
Das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg bietet diese Veranstaltung live als Zoom-Meeting an, in dem sich Zuschauende über den Chat schriftlich beteiligen können.
- Wir freuen uns, wenn Sie bei der Einwahl in Zoom Ihren Klarnamen angeben. Selbstverständlich können Sie an der Veranstaltung auch unter einem Pseudonym teilnehmen.
- Eine Liste aller Teilnehmenden ist für alle Beteiligten während der gesamten Veranstaltung einsehbar.
- Während des Vortrages sind die Mikrofone der Zuschauenden alle automatisch stumm geschaltet, um keine störenden Hintergrundgeräusche zu erzeugen. Die Kamera der Zuschauenden kann gern von Ihnen während des Vortrages angeschaltet werden.
- Während der gesamten Veranstaltung können Wortmeldungen bzw. Fragen schriftlich im Chat gestellt werden.
Aufzeichnung der Digital Lecture
Die Digital Lecture wird aufgezeichnet, um sie für die Mediathek des Kollegs zu nutzen. In der Aufzeichnung wird nur der/die Vortragende, dessen/deren Präsentation sowie der Moderator/die Moderatorin zu hören bzw. zu sehen sein. Video-, Audio oder Chatbeiträge werden nicht aufgezeichnet. Ein „REC“-Zeichen am Bildrand informiert die Teilnehmenden.