Die Tagung antwortet auf das gegenwärtige große Interesse an der europäisch-jüdischen Kultur und speziell an der jüdischen Kultur von Osteuropa: Dieses Interesse zeigt sich in Deutschland sowohl im Bereich der intellektuellen Öffentlichkeit, der Literatur und Kunst als auch in der Forschung. Auf dem Gebiet der akademischen Studien macht sich diese Tendenz u.a. darin bemerkbar, dass die Jewish Studies verstärkt in die philologischen Einzeldisziplinen wie Germanistik, Romanistik, Anglistik und eben auch Slawistik integriert werden.
Aufgrund des unerhörten Ausmaßes an Vernichtung in der Schoah etabliert sich die Rekonstruktion des historischen und kulturellen Gedächtnisses bis heute als wichtigste Komponente der osteuropäisch-jüdischen Literaturen. Nach dem Zerfall der kommunistischen Diktaturen mit ihrer weitgehenden Tabuisierung des Holocausts und des Judentums generell gewinnt die – u.a. künstlerische – Beschäftigung mit der jüdischen Vergangenheit in Osteuropa eine neue Aktualität. Die Wiederbelebung der jüdischen Kultur im postkommunistischen Osteuropa setzt eine intensive Aufarbeitung mit der jüdischen Vergangenheit in den literarischen Texten, Massenmedien oder im Wissenschaftsdiskurs in Gang.
In der Tagung werden jüdische Literaturen explizit im Kontext der allgemeinen kulturellen und historischen Themen betrachtet. Dafür wurden zwei wichtige theoretisch-methodische Problemfelder zusammengeführt: (kulturelle) Identität und Poetik.
Wissenschaftliche Leitung: Dr. Klavdia Smola (Greifswald)