Im Rahmen des „Cultural Turn“ befasst sich auch die Frühneuzeitforschung immer stärker mit kommunikations-geschichtlichen Fragen. Sehr viel wissen Historiker mittlerweile über die Repräsentationsformen an Fürstenhöfen und in Stadtstaaten. Wie aber stellten sich einfache Landgemeinden dar und wie wurden diese Signale von der Außenwelt wahrgenommen? Die Pfarrei Gersau am Vierwaldstättersee, die zwischen 1390 und 1798 eine autonome Mikro-Republik bildete, erlaubt ungewohnt tiefe Einblicke in das Selbst- und Fremdverständnis eines peripheren Gemeinwesens. Der Vortrag beleuchtet die multimediale Überlieferung als Beitrag zu einem sozial breiter fundierten Verständnis der Repräsentationskultur im vormodernen Europa.
Beat Kümin ist Professor für europäische Geschichte der Frühen Neuzeit an der University of Warwick (GB) und Fellow des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs (2012/13). Seine Forschungsinteressen konzentrieren sich auf soziale Zentren in Stadt-und Landgemeinden, v. a. Pfarrkirchen und Wirtshäuser. Veröffentlichungen umfassen etwa „Landgemeinde und Kirche im Zeitalter der Konfessionen“ (2004); „Political Space in Pre-industrial Europe“ (2009); und „The Communal Age in Western Europe c.1100-1800“ (erscheint 2013).
Moderation: Professor Dr. Michael North