Das Verständnis der Sepsis unterliegt derzeit einem Paradigmenwechsel. Dieser zeigt sich auf drei Ebenen: den zugrundeliegenden Mechanismen, der Identifizierung von Risikopatienten und möglichen Behandlungsansätzen. Während die Sepsis seit 1991 exklusiv über die systemische Entzündungsantwort („systemic inflammatory response syndrome“, SIRS) auf eine Infektion definiert wurde, steht heute in Folge des besseren Verständnisses der molekularen Mechanismen nicht mehr die physiologische Entzündungsantwort, sondern vielmehr die in vielen Facetten fehlregulierte Wirtsantwort, die sich klinisch als Organdysfunktion manifestiert, im Zentrum der Sepsisdefinition.
Michael Bauer ist Professor und Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin und Sprecher des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums Sepsis und Sepsisfolgen (CSCC) des Universitätsklinikums Jena. Nach Promotion und Post-doc zu Fragen der Leberdysfunktion an der Johns Hopkins Universität arbeitete er zu Mechanismen des Organversagens sowie Systembiologie der systemischen Inflammation/Sepsis. Er ist in die Koordination mehrerer großer DFG- und BMBF- geförderter Verbundprojekte wie den Forschungscampus „InfectoGnostics“ eingebunden und war Mitglied der Task Force zur Neudefinition der Sepsis (Sepsis-3).
Moderation: Professor Dr. Barbara Bröker