In der Mitte seines Lebens und im Bewusstsein seiner Kräfte schuf Picasso für seinen Kunsthändler eine Suite von einhundert druckgraphischen Blättern, in denen er seine Position beleuchtete. Er wählte dazu die alte Form des Atelierbildes, gab ihr aber einen ganz anderen Sinn. Im Spiel mit mythologischen Figuren zeigte er den Arbeitsraum als einen Ort der Inspiration, der Liebe, der Meditation und der Orgiastik. Die Triumphe des Begehrens sehen sich mit dem Schatten des Todes konfrontiert.
Gottfried Boehm (* 1942 in Braunau) ist Professor für Neuere Kunstgeschichte an der Universität Basel und Direktor des Nationalen Forschungsschwerpunktes „Bildkritik / Eikones“. In der 1994 von ihm herausgegebenen Anthologie Was ist ein Bild? prägte er den Begriff des „iconic turn“, der als Ausgangspunkt einer Neukonfiguration der Bildwissenschaft gilt. Weitere Arbeiten widmeten sich u.a. der Kunst von der Renaissance bis zur Gegenwart, Gattungsfragen sowie der Bildtheorie und Bildgeschichte.
Moderation: Professor Dr. Karlheinz Lüdeking