Der Vortrag konzentriert sich auf die Renaissancediskurse, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in den ideologisch und politisch verschiedenen Lagern der westlichen Kultur entwickelt haben. Die Forschungsobjekte der Handlung sind also die Texte über die Renaissancekunst, besonders der sowjetischen aber auch der westlichen Kunsthistoriker aus den Jahren von etwa 1945 bis 1965. Während dieser Zeitspanne veränderten sich die Meinungen der Kunsthistoriker in der Sowjetunion sowie auch im Westen über das „humanistische Zeitalter“. Es ist daher von Interesse, diese Dynamik zu verfolgen und zu fragen, wie die Änderungen sich äußerten und was für Werte (ideologische, ästhetische u.a.) in verschiedenen Zeitmomenten hervorgehoben wurden. Eine der Fragen, die sich dabei stellt, ist die Frage der Vergleichbarkeit der sowjetisch-marxistischen und westlichen geisteswissenschaftlich und ikonologisch geprägten Verortungen der Renaissancekunst. Beide fokussierten auf die Beziehung zwischen Stil und Bedeutung beim Aufbau entsprechender Narrative. Obwohl die Rahmen für die Historisierung der Renaissancekunst im sowjetischen und westlichen Diskursus ideologisch verschieden gewesen sind, wiesen sie in der „Westkunstgeschichte“ und „Ostkunstgeschichte“ aber auch viele Gemeinsamkeiten auf. Der komplexe Charakter des kunsthistorischen Konstruierens zeigt sich also auch bei der Beschäftigung mit der Renaissancekunst, wo die verschiedenen Kontexte – außer ideologischen auch diskurshistorische, zeitliche, lokale, sprachliche u. a. – mitwirken und ihre Spuren in den Texten hinterlassen. Professor Krista Kodres, Ph.D., arbeitet am Kunsthistorischen Institut der Universität Tallinn. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen die Kunstgeschichte der Frühen Neuzeit sowie die Theorie und Methodologie der Kunstgeschichte.
Stil und Bedeutung. Konkurrierende Renaissancemodelle in der polarisierten Welt des Kalten Krieges
Öffentlicher Abendvortrag
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