Die Tagung setzt die Reihe von mediävistisch interdisziplinären Kolloquien zu mittelalterlichen Redeszenen fort: 2005 fand in Münster die Tagung zu „Formen und Funktionen von Redeszenen in der mittelhochdeutschen Großepik“ statt. 2007 folgte das Bremer Kolloquium „Redeszenen in der mittelalterlichen Großepik: komparatistische Perspektiven“. Mit der Tagung zum Thema „Sprechen mit Gott“ (Mülheim an der Ruhr, 2009) war die Perspektive auf Redeszenen in der geistlichen Erzähldichtung gerichtet. Die Vielstimmigkeit in mittelalterlichen Texten unterschiedlicher Sprach- und Kulturräume, ihre graphische Codierung in Handschriften und ihre medial mündliche Vermittlung sind Thema dieser Tagung in Greifswald. Über Klang, Rhythmus, Reime und Stil erzeugt der laute Vortrag eine über das Ohr vermittelte Textrezeption. Der literarische Text, aber auch Hinweise zur Performanz in der handschriftlichen Überlieferung und die Stimme des Vortragenden konstituieren die poetische Qualität des Textes und haben Anteil an seiner Sinngebung: Wie lässt der Vortrag den Text zum Sprechkunstwerk werden? Wie macht er seine eingeschriebene Mündlichkeit hörbar? Und inwiefern ergeben sich mit der Stimme des Vortragenden in der Vergegenwärtigung des Textes (vereindeutigende oder öffnende) Interpretation und Autorisierung? Über die Auseinandersetzung mit Phänomenen und Effekten von Stimme und Performanz schreiben ausgewiesene ExpertInnen und NachwuchswissenschaftlerInnen das Wissen über mittelalterliche Redeszenen fort.
Wissenschaftliche Leitung: Professor Dr. Monika Unzeitig (Greifswald) Professor Dr. Nine Miedema (Saarbrücken) Professor Dr. Angela Schrott (Kassel)