Testfall Religionsfreiheit. Die rituelle Beschneidung von Jungen als Herausforderung an die Toleranzfähigkeit demokratischer Gesellschaften

Öffentlicher Abendvortrag

Die erregte Debatte um die Beschneidung jüdischer und muslimischer Knaben machte schlagartig deutlich, wie schwer sich die deutsche Gesellschaft damit tut, Toleranz gegenüber dem Fremden zu üben. Häufig wurde das Problem darauf verkürzt, dass die Beschneidung eine Körperverletzung Minderjähriger sei, die auch durch eine stellvertretende Einwilligung der Eltern nicht legitimiert werden könne. Tatsächlich erfordert eine angemessene Antwort jedoch eine sorgfältige Abwägung zwischen unterschiedlichen Grundrechten, die in der Frage der Beschneidung auf dem Spiel stehen: das Wohl des Kindes, die Religionsfreiheit der Eltern und ihr Elternrecht auf die religiöse Erziehung ihrer Kinder. Der Vortrag erarbeitet zugleich ein positives Verständnis der Toleranz, die sich in einer multireligiösen Umwelt darin bewähren muss, dass sie das Fremde gelten lässt und anerkennt.
Professor Dr. Dr. Eberhard Schockenhoff ist seit 1994 Professor für Moraltheologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und seit 2001 geschäftsführender Herausgeber der Zeitschrift für Medizinische Ethik. Von 1992 bis 2004 war er Geistlicher Assistent der Katholischen Ärztearbeit Deutschlands und von 1995 bis 2005 Mitglied der ökumenischen Dialogmission „On Church Unity“ zwischen dem Lutherischen Weltbund und der Römisch-Katholischen Kirche. 2008 bis 2012 war er stellvertretender Vorsitzender im Deutschen Ethikrat. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Geschichte der frühchristlichen Ethik, in Begründungsfragen der Ethik sowie in der Bioethik und medizinische Ethik.
Moderation: Dr. Martin Langanke


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