In den Texten Franz Kafkas werden Menschen und Situationen beschrieben, die mit der Chiffre „kafkaesk“ in der Literaturgeschichte der Moderne symptomatisch für den Zustand von Unbehaustheit und Zerrüttetheit des modernen Subjekts stehen. Dem entgegen tritt das virtuose Schreiben des Prager deutsch-jüdischen Autors. Auf diese Weise treten das Kreative und die Verletzbarkeit des Menschen in eine geheime Allianz ein, die über ein Drittes beschreibbar/erklärbar wird: das Begehren. Über den Themenkomplex der Wunde, des Begehrens und der Kunst wird in dem Vortrag das Schreiben zwischen Leben und Werk Kafkas exemplarisch erörtert, um der Hypothese einer möglichen Regel des Schreibens nachzugehen.
Bettina von Jagow (*1971 in München) ist seit Oktober Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald. Zuvor hatte sie im Jahr 2008/09 die Dorothea-Erxleben-Gastprofessur an der OvGU Magdeburg inne. Zu den Schwerpunkten ihrer Forschung zählen die deutsche und französische Literatur des 18. bis 21. Jahrhunderts, sowie die europäisch-jüdische Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts. Am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg forscht Dr. von Jagow zum Thema „Kafka als Analytiker. Abstinenz als Modus des Schreibens“.
Moderation: Professor Dr. Hania Siebenpfeiffer