Für die Zeit von ungefähr 500 v. Chr. bis kurz vor der arabischen Eroberung großer Teile des Mittelmeerraums im 7. Jahrhundert n. Chr. gibt es eine ununterbrochene Kette historiographischer Erzählungen, die es erlauben, die Antike als ein Kontinuum oft sehr detailliert geschilderter militärischer und politischer Ereignisse wahrzunehmen. Da diese Erzählungen mitunter künstlerisch sehr ansprechend gestaltet sind, bieten sie der historischen Vorstellungskraft reichliches Anschauungsmaterial und tragen ihren Teil zum Eindruck bei, dass die Antike trotz ihrer Fremdartigkeit eine vertraute Größe darstellt. Im Vortrag wird gefragt, wie die kulturelle Praxis der Geschichtsschreibung, die ungefähr ein Jahrtausend lang ununterbrochen betrieben wurde, entstanden ist und welche Gründe für ihr Verschwinden verantwortlich sind. Dazu werden die Entstehungsbedingungen des ersten und des letzten vollständig erhaltenen Geschichtswerks der Antike betrachtet.
Bruno Bleckmann ist Professor für Alte Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Arbeitsstellenleiter des Projekts „Kleine und fragmentarische Historiker der Spätantike“. Er hat unter anderem Monographien zur Geschichte der Reichskrise des 3. Jahrhunderts, zur Geschichte des Peloponnesischen Kriegs sowie zur Geschichte der Germanen verfasst. Im akademischen Jahr 2018/19 ist Bruno Bleckmann Senior Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald.
Moderation: Dr. Susanne Froehlich