Die Völkerwanderung vor über 1500 Jahren war keine solche, sondern vielmehr eine lange Reihe von Kriegen und Kämpfen. Erst im frühen 16. Jahrhundert entstand das zugrunde liegende Geschichtsbild. Warum traten an die Stelle des römischen Reiches im frühen Mittelalter ethnisch definierte Staatsgebilde wie das vandalische Afrika oder das fränkische Gallien? Und wie bewältigten die Menschen damals die geistige Spannung zwischen einem universalen Christentum, der Selbstdefinition als Römer und einer spezifischen ethnischen Identität?
Roland Steinacher hat in Innsbruck und Wien Geschichte studiert und sich dort habilitiert. Er war Humboldtstipendiat in Erlangen und Berlin. Seine Arbeitsgebiete sind die römische Geschichte und das europäische Frühmittelalter. Jüngst erschienen ist der Band „Die Vandalen. Aufstieg und Fall eines Barbarenreichs“ bei Klett-Cotta, Stuttgart. Im Wintersemester 2016 ist Roland Steinacher Senior Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald mit einem Projekt zu „Slawen, Polen, Schweden, Mecklenburger. Die Konstruktion politischer Identitäten vom frühen Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert auf Basis der Gleichsetzung der Ethnonyme ‚Wenden‘ und ‚Vandalen‘“.
Moderation: Dr. Christian Suhm