In der Medizin sind zahlreiche Erzählsituationen auszumachen. Ein markantes Detail dieser Erzählungen im medizinischen Diskurs ist, daß sie sich an Normierungsgrenzen befinden. Was kann eine narrative Ethik, speziell für die Medizin, leisten? Im Erzählen wird Erfahrung reflektiert, sie wird im Schreibprozess verdichtet, vermittelt und weitergegeben: Wird die Lebenswelt auf diese Weise, d.h. durch Narration erfahren, kommt es durch fassbare Lebensgeschichte zu einer wertvollen Ergänzung und Anreicherung des normativen Diskurses.
Florian Steger (*1974) ist Medizinhistoriker an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Er hat sich mit der Arbeit „Keine Stoffwechselstörung im Gehirn, sondern eine persönliche Geschichte. Geschichte und Ethik der Psychiatrie im 20. und 21. Jahrhundert“ habilitiert. Seit dem Frühjahr 2008 ist er Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg und forscht zum Thema: „Neuanfänge und Reformveränderungen. Zeitgeschichtliche Untersuchungen zur Psychiatrie nach 1945“.
Moderation: PD Dr. Dr. Mariacarla Gadebusch Bondio