Ausgehend von der Beobachtung, dass die öffentliche Moraldebatte – vor allem in Deutschland – durchweg ohne weitere Problematisierung in einem „Wert-Jargon“ geführt wird, versucht der Vortrag zunächst, die Verwendung des Ausdrucks „Wert“ und der mit ihm gebildeten Wortzusammensetzungen sprachkritisch zu ordnen und harmlose Verwendungen von problematischen Bedeutungsplatonismen zu unterscheiden. Anschließend werden die oft nicht bedachten Präsuppositionen der Wertethik (z. B. überstarkes ontological commitment, Konstativismus, Rigorismus, soziale Exklusion) herausgestellt und in diesem Zusammenhang begründet, warum die Wertethik (im Unterschied zur Tugend-, Verpflichtungs- und Nutzenethik) in der gegenwärtigen internationalen fachethischen Debatte keine paradigmatische Rolle einnimmt. Abschließend wird skizziert, wie eine angemessene Konzeptualisierung moralischer Dissonanzen und ihrer Auflösung ohne Inanspruchnahme des Wertbegriffs ausgeführt werden kann.
Carl Friedrich Gethmann studierte Philosophie in Bonn, Innsbruck und Bochum. 1971 wurde er in Bochum zum Dr. phil. promoviert, 1978 folgte seine Habilitation an der Universität Konstanz. Seit 1979 ist er Professor für Philosophie an der Universität Essen, außerdem ist er Mitglied der Academia Europaea (London) und Direktor der Abteilung für ethische Fragen der Technik am Institut für Wissenschaft und Ethik (Bonn). Zu seinen Monographien zählen u. a.: Verstehen und Auslegung, 1974, Protologik, 1979, Dasein: Erkennen und Handeln. Heidegger im phänomenologischen Kontext, 1993, und Vom Bewusstsein zum Handeln, 2007. Carl Friedrich Gethmann veröffentlichte zahlreiche Aufsätze zur Sprachphilosophie,
Philosophie der Logik, Phänomenologie, Wissenschaftsforschung, Praktischen Philosophie und Technikfolgenabschätzung.
Moderation: Professor Dr. Martin Carrier
Werte, gibt’s die?
Öffentlicher Abendvortrag
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