Die Wertfreiheit der Wissenschaft im Sinne Max Webers besagt, dass Wissenschaft nicht aus eigenem Recht bestimmte Werthaltungen dekretieren oder verabschieden darf. Die Wissenschaft ist für die Ermittlung der Tatsachen da und für das Ziehen objektiver Schlussfolgerungen aus diesen, während die Festlegung von Werthaltungen und die Entscheidung über den Einsatz des Wissens für bestimmte gesellschaftliche Zwecke Sache der Bürger und ihrer Repräsentanten ist. Tatsachen und objektives Wissen sind das eine, Werte und gesellschaftliche Zwecke sind das andere. Die Wissenschaft überlässt die Wahl der Zwecke den Bürgern, und die Politik trifft ihre Wertentscheidungen auf dem Boden wissenschaftlichen Wissens und unter Respekt für die Zwangsbedingungen des Tatsächlichen.
An dieser traditionellen Trennung von Tatsachen und Werten ist durchaus etwas dran. Es gibt eine illegitime Wertgeladenheit der Wissenschaft, bei der wissenschaftliche Experten Wertentscheidungen der Politik vorwegzunehmen suchen. Ebenso findet sich eine illegitime Grenzüberschreitung durch die Politik, wenn diese postfaktisch und unter Rückgriff auf „alternative Tatsachen“ ihre Wertentscheidungen umzusetzen versucht. Aber das ist nicht das ganze Bild. In anderen Hinsichten dringen Werte legitimerweise in wissenschaftliche Feststellungen ein. Das Symposium soll Aspekte dieser legitimen Wertgeladenheit der Wissenschaft beleuchten, die Frage untersuchen, welche Konsequenzen daraus für die Vermittlung der Wissenschaft in der Öffentlichkeit zu ziehen sind, und zugleich untersuchen, welche Rolle Wissenschaftler in der Öffentlichkeit qua Wissenschaftler einnehmen können, wenn es um ihre eigene Disziplin geht (z.B. beim March for Science).
Anmeldung