Zwei Jahre nach der russischen Invasion zeigt die ukrainische Bevölkerung weiterhin bemerkenswerten Widerstand und Resilienz bei der Verteidigung ihres Landes – trotz akuten Mangels an Munition, Kampfflugzeugen und Personal. Hinter den heroischen Bildern einer „ungebrochenen“ oder „unbesiegbaren“ Nation tritt jedoch allmählich eine zutiefst verwundete Gesellschaft hervor, die sich mit den erschütternden psychosozialen, ökologischen, wirtschaftlichen und kulturellen Kosten des Krieges auseinandersetzen muss.
Das diesjährige Ukrainicum würdigt einerseits den Widerstand, die Kreativität und die Opferbereitschaft gewöhnlicher und außergewöhnlicher Ukrainer*innen. Andererseits zielt es darauf ab, die vergangenen zwei Jahre zu reflektieren und die kurz- und langfristigen Folgen des anhaltenden Kampfes gegen die Zerstörung zu untersuchen und zu bewerten.
In Seminaren und Vorträgen, die sich auf die sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen und psychologischen Auswirkungen des Krieges konzentrieren, widmet das Greifswalder Ukrainicum sich traditionsgemäß der Frage, wie die ukrainische Kultur auf dieses katastrophale Ereignis ihrer jüngsten Geschichte reagiert, darüber nachdenkt und sich damit auseinandersetzt.
Unser ebenfalls traditionell interdisziplinärer Ansatz gewinnt an Tiefe, indem wir die Erfahrungen anderer dramatischer – ob heißer oder eingefrorener – Konflikte und Schauplätze der Gegenwart heranziehen, wie etwa die Kriege im ehemaligen Jugoslawien, in Berg-Karabach oder in Belarus. Die vergleichende Perspektive stellt nicht nur den ukrainischen Fall in einen transnationalen und globalen Kontext, sondern bietet auch wertvolle Einblicke in die Dynamik moderner militärischer Konflikte – ihre Vergangenheit, Gegenwart und regt Diskussionen über ihr Ende und über die Zukunft nach apokalyptischen Ereignissen an.
Alle Teilnehmenden haben die Möglichkeit, zwei Wochen lang intensiv in Greifswald an diesen Themen zu arbeiten. Während dieser Zeit gibt es auch vielfältige Möglichkeiten, sich mit anderen Nachwuchswissenschaftler*innen und Wissenschaftler*innen zu vernetzen.
Die Unterrichtssprache ist Englisch. Für eine erfolgreiche Teilnahme sind Sprachkenntnisse auf dem Niveau B2/C1 oder höher erforderlich.