Als die Naturwissenschaft an der Westküste Anatoliens von Thales undAnaximander entwickelt wurde, trieben sie diese Pioniere mit gewagten Hypothesen und erbarmungslosen Widerlegungen. Mit Sokrates gewann der Induktivismus die Oberhand und es begann eine Spaltung in den Naturwissenschaften. Erstaunlicherweise hat sich diese Spaltung bis zu unseren Tagen, auch die Geologie tief beeinflussend, fortgesetzt. Die Vertreter der beiden Schulen wurden entweder als Geojuristen (=Induktivisten) oder als Geokünstler (=Deduktivisten) bezeichnet. Welche Seite hat Recht behalten? Oder hat diese Frage überhaupt eine Lösung oder gar Bedeutung?
Celâl Sengör ist Professor für Geologie an der Technischen Universität Istanbul und beschäftigt sich vor allem mit der Geologie Asiens. Sein Forschungsthema ist die Rekonstruktion der Plattenbewegungen vom Paläozoikum bis heute. Seine Publikationen, zum Teil in Zusammenarbeit mit anderen „alpinen“ Geologen, decken fast den ganzen Raum zwischen den Suturen von Südwest-China über Tibet bis zum Iran und in die Türkei ab.
Moderation: Professor Dr. Martin Meschede