Das 17. Jahrhundert war - unter anderem - ein Jahrhundert optischer Erfindungen. Neben dem Teleskop und dem Mikroskop, die zunächst vor allem wissenschaftlichen Einsatz fanden, sind die Projektionsmedien der Camera obscura und Laterna magica zu nennen. Ihnen galt vergleichsweise früh schon die Aufmerksamkeit nicht nur der ‚neuen Wissenschaften‘, sondern auch der Literatur. Mit Georg Philipp Harsdörffer und Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen nimmt der Vortrag zwei Autoren in den Blick, die das phantasmagorische Potential einer apparativ optimierten Wahrnehmung früh schon erkannten. Vor dem Hintergrund der Debatten um die Trügbarkeit des Blicks zeichnet sich in ihren Texten ein literarischer Umgang mit Wissen ab, der über das 17. Jahrhundert hinaus in die Neuzeit weist.
Hania Siebenpfeiffer (*1970) studierte Germanistik, Psychologie und Politikwissenschaften in Marburg und Berlin und wurde mit einer diskursanalytischen Studie zu Gewaltverbrechen in der Weimarer Republik promoviert. Von 2000 bis 2007 arbeitete sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HU Berlin und der Universität Münster. Neben Forschungsaufenthalten an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel, am Maison de l’Homme in Paris sowie am IFK in Wien war sie 2007 Max Kade Visiting Professor an der University of Illinois/Urbana Champaign. Seit 2008 ist sie Juniorprofessorin für neuere deutsche Literatur an der Universität Greifswald. Sie arbeitet gegenwärtig an einer Studie zur visuellen Wahrnehmung in der Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts.
Moderation: Dr. Christian Suhm