Zwischen Zaporoger Sič und Doppeladler: Aktuelle Identitätskonzepte der russländischen und ukrainischen Kosakenbewegung

Öffentlicher Abendvortrag

Die Tatsache, dass es sich bei den neu gegründeten Kosakenvereinigungen nicht nur um Folkloregruppen handelt, welche sich auf das Tragen der traditionellen Uniformen beschränken, wird schnell aus deren Statuten und Programmen ersichtlich, in denen u.a. von weitgesteckten politischen Zielsetzungen die Rede ist. Bei der Volkszählung im Jahr 2010 gaben etwa 67 000 Menschen in der Russländischen Föderation als Nationalität „Kosake“ an, die meisten von ihnen leben im Süden des Landes. Wesentlich mehr – knapp eine Million – haben sich bis dato in ein seit dem Jahre 2005 bestehendes Kosakenregister eingetragen. Zudem existieren in allen Teilen der Russischen Föderation seit Beginn der neunziger Jahre Hunderte unabhängige gesellschaftliche Vereinigungen mit Zehntausenden Mitgliedern. Auch in der Ukraine knüpfte man im Kontext post-kommunistischer Identitätsbildung an historische Traditionen des Kosakentums an. Dies geschah insbesondere auf der Ebene des Staates, der kosakische Symbole übernahm und den Geschichtsmythos von den Kosaken als Begründern der ukrainischen Nation und Staatlichkeit förderte.
Lars Karl studierte Osteuropäische Geschichte und Politikwissenschaft in Tübingen, Moskau und Helsinki. Er forschte und lehrte an der University of Massachusetts in Amherst, am Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) Potsdam sowie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 2011 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) der Universität Leipzig und im akademischen Jahr 2015/16 Junior Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald. Moderation: Professor Dr. Bernhard Brehmer

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