Rückblicke ehemaliger Junger Kollegiatinnen und Kollegiaten
In dieser Rubrik berichten ehemalige Junge Kollegiatinnen und Kollegiaten über ihre Zeit im Jungen Kolleg Greifswald.
Über Grenzen hinweg
Der Austausch untereinander war für den Jungen Kollegiaten Ruben Gallé unschätzbar wertvoll
Greifswald ist Provinz und offen für Neues. Das ist kein Widerspruch, sondern etwas, dass alle Neuankömmlinge schnell lernen, wenn ihnen etwas fehlt und sie deshalb selbst aktiv werden müssen. So kam ich zum Greifswald International Students Festival, wo ich mich jahrelang engagierte.
Das Junge Kolleg hingegen wurde nicht von den Stipendiatinnen und Stipendiaten auf die Beine gestellt, sondern kam als Idee ‚von oben‘. Das mag nach Kritik klingen, meint aber vielmehr, dass es für mich eine ungewöhnliche Erfahrung war, dass nicht ‚wir‘ mit einer neuen Initiative loslegten, sondern man von institutioneller Seite auf uns zuging und an unserem Engagement tatsächlich interessiert war.
Für mich persönlich war das Junge Kolleg besonders in der Hinsicht eine Bereicherung, dass man die Gelegenheit bekam, sich mit Stipendiatinnen und Stipendiaten anderer Förderwerke auszutauschen. Da alle Förderwerke ihr eigenes Seminarprogramm haben, findet Austausch zwischen den Begabtenförderwerken leider häufig nicht statt. Durch die Möglichkeiten des Jungen Kollegs konnten wir hingegen gemeinsam interessanten Themen nachgehen, uns dazu Expertinnen und Experten einladen und in Vorträgen, Workshops, Kamingesprächen und Exkursionen viel Neues kennenlernen.
Nach meinem Studium ging es für mich als Kulturmanager für das Institut für Auslandsbeziehungen nach Breslau, Polen. Diese Entsendung neigt sich dem Ende zu und ich werde im Anschluss vermutlich ein Masterstudium in Görlitz aufnehmen. Wieder Provinz. Hoffentlich offen für Neues, aber diesmal ohne die Möglichkeiten eines Jungen Kollegs. Ich weiß jetzt schon, ich werde diese Möglichkeiten vermissen.
Ruben Gallé hat Philosophie und Kunstgeschichte (Bachelor of Arts) studiert und war Stipendiat der Hans-Böckler-Stiftung.
Noch kürzere Wege
Psychologin und Medizinstudentin Luise Schmidt spricht über ihre Zeit als Junge Kollegiatin
Besser spät als nie bin ich im Frühsommer 2016 während eines Forschungssemesters nach meinem zweiten medizinischen Staatsexamen zum Jungen Kolleg gestoßen, ermutigt hauptsächlich durch die beständigen Hinweise im Konvent (Ortsgruppe des Evangelischen Studienwerks Villigst).
Ich bin Diplom-Psychologin, Medizinstudentin im Praktischen Jahr (letztes Studienjahr) und seit vier Jahren Stipendiatin des Evangelischen Studienwerks. Wie im Konvent so finde ich auch im Jungen Kolleg Greifswald die Möglichkeit sehr reizvoll, sich mit Studierenden anderer Fächer über die verschiedensten Themen auszutauschen und gemeinsam etwas zu entwickeln. Das JKG bietet darüber hinaus durch das Krupp-Kolleg besondere Gestaltungsmöglichkeiten wie etwa die von uns geplanten und moderierten Vortragsreihen, durch die wir unsere in der Gruppe entwickelten Themen ins Kolleg und in die Stadt zurücktragen und mit Wissenschaftler_innen aus ganz Deutschland in Kontakt treten können. Die in Greifswald ja sowieso schon angenehm kurzen Wege werden hier noch kürzer, und darüber hinaus dürfen wir uns auch zu großartigen Exkursionen wie etwa zum Morgenlandfestival in Osnabrück auf den Weg machen. Es ist immer eine große Bereicherung, wie aus einem konzentrierten Input eines breiten Fächerspektrums inklusive der Künste und einer vielfältigen Gruppe innerhalb kürzester Zeit ein guter Austausch und wiederum neue Projekte entstehen können.
Luise Schmidt ist Diplom-Psychologin und Medizinstudentin im letzten Studienjahr. Von 2016 bis 2017 war sie Mitglied im Jungen Kolleg und promoviert derzeit zum Thema: „Die Staatssicherheit der Deutschen
Demokratischen Republik und ihre Familien“.
Vertrauen, welches imponiert
Der ehemalige Junge Kollegiat Moritz Oberstadt durfte eine eigene Tagung organisieren
In meiner Zeit im Jungen Kolleg habe ich sehr gerne im Planungskreis neue Veranstaltungen geplant, gemeinsame Themen gesucht, Redner ausgewählt und angefragt. Für mich bleibt die Interdisziplinarität der Kollegiaten das Herausragende am Jungen Kolleg.
Dadurch, dass die Kollegiaten aus allen an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald vertretenen Fachrichtungen und Begabtenförderwerken stammen, entstand eine tolle Vielfalt, und ich habe als Mediziner Neues zu Themen wie „Krieg und Frieden“ und „Wissenschaftskommunikation“ lernen können.
Ganz persönlich verdanke ich dem Jungen Kolleg, dass ich im April 2014 das „Neurooncology – Young Investigators Meeting Greifswald“ ausrichten durfte und damit als junger Wissenschaftler Experten in meinem Forschungsbereich zusammenbringen konnte. An dem Meeting nahmen ca. 30 Nachwuchswissenschaftler und Mediziner aus Heidelberg, Hannover, Mannheim und Greifswald teil, und es wurde erst durch die großzügige Unterstützung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, des Departments Neurowissenschaften Greifswald, des Gerhard-Domagk-Nachwuchsförderprogramms und der Firma Braun möglich. Das Vertrauen in das Gelingen meiner Planung hat mir sehr imponiert und mich dazu angespornt, umso mehr eine erfolgreiche Tagung auf die Beine zu stellen. Ich wünsche allen Kollegiatinnen und Kollegiaten viel Energie und Mut, ihre eigenen Ideen in die Planung einzubringen und so dem Programm des Jungen Kollegs ihre eigene Note zu verleihen.
Dr. med. Dr. rer. nat. Moritz Oberstadt ist Arzt in Weiterbildung an der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Leipzig und arbeitet wissenschaftlich zur Erkrankung der Amyotrophen Lateralsklerose. Er ist darüber hinaus ehemaliger Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes und des Cusanuswerks.
Ein einzigartiges Angebot
Martin Schreck schätzte die Offenheit des Jungen Kollegs Greifswald
Das Junge Kolleg Greifswald bleibt mir als eine beispiellose Initiative in Erinnerung, die mein Studium an der Universität Greifswald deutlich bereichert hat. Die Mitwirkung im Planungskreis ermöglichte es mir, in Zusammenarbeit mit Stipendiaten anderer Förderungswerke, wissenschaftliche Veranstaltungsreihen auszugestalten und umzusetzen.
Durch die Unterstützung des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs Greifswald konnten dabei namhafte Persönlichkeiten als Gastreferenten gewonnen werden. Im Ergebnis wurden Themen aus den Perspektiven unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen beleuchtet, sodass sich der sinnbildliche Blick über den Tellerrand ergab. So waren beispielsweise in das Greifswalder Kollegforum Gesundheit (2015) zum Thema Alternde Gesellschaft sowohl Mediziner, Psychologen als auch Volks- und Betriebswirte einbezogen. Positive Resonanz fanden in diesem Zusammenhang vor allem interaktive Veranstaltungsformate – wie z. B. das „World Café“ – die einen sehr direkten Austausch zwischen Teilnehmern und Referenten ermöglichten. Durch die verschiedenen Formate und die heterogenen Hintergründe der Teilnehmer waren die Diskussionen im Rahmen der Veranstaltungen sehr ergiebig.
Besonders gefiel mir, dass die Vortragsveranstaltungen des Jungen Kollegs Greifswald in der Regel öffentlich waren. Damit stellte das Junge Kolleg nicht nur für die Jungen Kollegiaten eine Bereicherung dar, sondern für alle interessierten Teilnehmer. Es freut mich, dass das Junge Kolleg nun schon seit fünf Jahren besteht und sich als einzigartiges Angebot in Greifswald etabliert hat.
Martin Schreck studierte Betriebswirtschaftslehre (Diplom) und Health Care Management (Master) an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Greifswald und wurde dabei durch die Hans-Böckler-Stiftung gefördert. Derzeit ist er als Referent im Bereich der Sozialen Pflegeversicherung für den Verband der Ersatzkassen e.V. in Berlin tätig.