Über Alfried Krupp von Bohlen und Halbach

Eine Büste von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach steht im Foyer des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs in Greifswald.

Alfried Krupp von Bohlen und Halbach wurde 1907 als ältester Sohn von Bertha und Gustav Krupp von Bohlen und Halbach in eine Industriellenfamilie geboren. Früh wurde er auf seine Führungsrolle vorbereitet, die er 1943 als Alleininhaber des Unternehmens übernahm. 1945 wurde er von US-Truppen verhaftet und unter Arrest gestellt.

1948 wurde er im Zuge des Nürnberger Krupp-Prozesses wegen „Plünderung“ von Deutschland besetzter Gebiete und Verbrechen im Zusammenhang mit Zwangsarbeit zu zwölf Jahren Haft und zur Einziehung seines Vermögens verurteilt. In den Anklagepunkten „Vorbereitung eines Angriffskrieges“ und „Verschwörung gegen den Frieden“ spricht das Gericht den Angeklagten frei. Im Zuge einer allgemeinen Überprüfung von Nürnberger Urteilen begnadigte John Jay McCloy, der US-Hochkommissar für Deutschland, den Verurteilten 1951 und hob die Beschlagnahme des Vermögens auf.

1953 übernahm Alfried Krupp wieder die Leitung der Firma Krupp. 1967, kurz vor seinem Tod, verfügte er, sein Privat- und Firmenvermögen in eine gemeinnützige Stiftung einzubringen. Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung nahm 1968 ihre Arbeit auf und verwendet die ihr zufließenden Erträge aus ihrer Unternehmensbeteiligung, die mittlerweile bei 20,93 Prozent liegt, für die Förderung von Wissenschaft, Bildung, Kunst und Kultur, Gesundheit und Sport.

Das unternehmerische Handeln Alfried Krupp von Bohlen und Halbachs im Nationalsozialismus ist im Kontext des Nürnberger Krupp-Prozesses und in späteren wissenschaftlichen Studien bereits thematisiert worden. Eine umfassende Untersuchung seines Verhältnisses zum Nationalsozialismus gibt es bislang jedoch nicht. Was bedeutete die nationalsozialistische Vergangenheit für sein Wirken an der Unter­nehmens­­spitze? Reflektierte er seine Verantwortung? Hat er sich zum Zeitpunkt der Stiftungsgründung mit seinem Handeln beschäftigt? Eine biografische Annäherung an Alfried Krupp, die sich auch diesen Fragen zuwendet, steht bis heute aus.

Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung hat im Februar 2022 ein unabhängiges wissenschaftliches Rechercheprojekt unter der Leitung von Prof. Dr. Eckart Conze initiiert, um mehr über das Verhältnis von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach zum Nationalsozialismus zu erfahren. Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung sieht es als ihre Verantwortung und Aufgabe an, sich erneut aus dem Blickwinkel aktueller Fragestellungen ebenso wie neuer Forschungsperspektiven mit der Biografie ihres Stifters zu befassen. 

Rechercheprojekt „Alfried Krupp und der Nationalsozialismus“

Im Jahr 2000 gründete die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gemeinsam mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern und der Universität Greifswald eine neue Stiftung, die das Wissenschaftskolleg trägt: die Stiftung Alfried Krupp Kolleg Greifswald. Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung brachte einen erheblichen Teil des Stiftungskapitals in Form von Grund und Boden sowie Gebäuden und deren die Einrichtung im Wert von 15,3 Mio. € ein. Das Finanzkapital in Höhe von 4,1 Mio. € stammt zu gleichen Teilen vom Land Mecklenburg-Vorpommern und der Universität Greifswald. Hinzu kommen jährliche Zuwendungen aller Stifter und dauerhaft abgesicherte Personalmittel der Universität Greifswald.